Vom Völkermord an den Juden wollten die meisten Menschen im frühen Nachkriegsdeutschland nichts wissen. Gegen die offen gelegten Fakten über die deutschen Verbrechen schotteten sie sich ab. Auch im kirchlichen Raum wurde das Leid der Juden ausgeblendet und verdrängt. Mitverantwortung und Mittäterschaft der Kirche an der Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung wurden bagatellisiert oder geleugnet.
Unter der Überschrift 'Antisemitismus und neue Begegnungen' geht die Ausstellung auf drei Themenfelder besonders ein.
Am Beispiel von Wilhelm Halfmann, der als Pastor an der Marienkirche in Flensburg im Jahr 1936 den Text „Die Kirche und der Jude“ verfasste, setzt sich die Ausstellung mit der Haltung des Verdrängens, Verschweigens und dem Festhalten an antisemitischen Denkmustern in den Landeskirchen auseinander.
Mit dem Leben und Wirken von Walter Auerbach, der 1935 als Pastor jüdischer Herkunft zwangsweise in den Ruhestand versetzt worden war, zeichnet die Ausstellung den innerkirchlichen Umgang mit den Christen jüdischer Herkunft nach. Gerade die Schleswig-Holsteinische Kirche betrieb, anders als die Hamburger, auch in der Nachkriegszeit weiterhin die Ausgrenzung von Christen jüdischer Herkunft.
Die nationalsozialistische Zerstörung der Jüdischen Gemeinden hatte auch die Jüdischen Friedhöfe getroffen. Die Ausstellung beschreibt den Weg der Kirche vom weitgehenden Desinteresse am Schutz der Jüdischen Friedhöfe bis zur eindeutigen Verurteilung der antisemitischen Grabschändungen Ende der 1970er Jahre.